#11

Musikalische Vorbilder ?

in Musik im Radio 26.11.2019 08:46
von Pale Blue Eyes • 849 Beiträge

Hallo,

zum Thema Charakter von Interpreten fällt mir Folgendes ein: Ich sehe die Rolle, die musikalische Vorbilder spielen, zunehmend kritisch. Ich möchte gar kein „Fan“ irgendeines Künstlers oder einer Gruppe sein, weil das auch den Blick verstellt und eine kritische Auseinandersetzung mit den musikalischen Leistungen verhindert.

Mich hat vor kurzem die Doppel-CD „Springsteen On Broadway“ amüsiert. Springsteen streut dort zwischen den Songs einige Storys ein, die aufschlussreich sind. So erzählt er z.B. dass er nie in einer Fabrik gearbeitet, geschweige denn je eine 5-Tage-(Arbeits-)Woche hatte. Kann so jemand also wirklich einen Song wie „Factory“ schreiben, ohne je ein normales Arbeitsleben gehabt zu haben ? „End of the day, factory whistle cries /Men walk through these gates with death in their eyes“. Ebenso witzig, dass der “Boss” keinen Führerschein hat und Lieder wie “Racing In The Street” und „Cadillac Ranch“ geschrieben hat. Wenigstens macht er daraus keine Märchenstunde.

Trotzdem taugen Musiker selten als Vorbilder. Das wird spätestens dann schnell peinlich, wenn man sich sozial gibt, aber selbst in einer Wohnung mit 5 Badezimmern lebt. Oder in der Weltgeschichte herumfliegt und Flugmeilen sammelt aber (angeblich) für die „Klimarettung“ eintritt. Am besten noch mit Ablasshandel: Durch eine Spende den sog. CO2-Fußabdruck des Fluges „kompensieren“.

Musiker können sich gut in der Öffentlichkeit verkaufen, und ich höre mir gerne ihre „Werke“ an. Das wird aber in letzter Zeit leider immer weniger authentisch, weil sie oft den Bezug zu den Normalsterblichen verlieren. Außerdem mag ich den sprichwörtlich erhobenen Zeigefinger gar nicht. Viele Interpreten, die lange Zeit gute Alben produzierten, langweilen mich heute mit ihren Spätwerken.

Mit freundlichen Grüßen

PBE


zuletzt bearbeitet 26.11.2019 08:50 | nach oben springen

#12

RE: Musikalische Vorbilder ?

in Musik im Radio 26.11.2019 14:21
von Simplon • 1.830 Beiträge

Musiker als Vorbilder, das taugt nichts, es sei denn, Du bist selber ein junger Musiker auf dem Weg zum eigenen musikalischen Stil. Das war schon immer so. Schon Mozart war ein echter Rüpel mit einer ordinären Ausdrucksweise.

Zur authentischen Musik: ändert sich die Musik oder Dein Anspruch? Ich war früher ein großer Fan von Jethro Tull, heute langweilt mich die Musik.


Gruß Simplon

It don´t mean a thing if it ain´t got that swing (Duke Ellington, lyrics: Erving Mills, 1931)


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#13

RE: Musikalische Vorbilder ?

in Musik im Radio 26.11.2019 14:57
von Bernie • 3.461 Beiträge

der Künstler ist mir eigentlich erst mal völlig egal. Wenn mir die Musik gefällt kann das ruhig an A...loch sein. Es ist trotzdem interessant etwas über deren Vita zu lesen.
Ein persönliches Vorbild kann sowieso nie jemand sein den man nicht kennt. Höchstens für das Outfit und natürlich für die Kunst selbst. Der Character ist für beides eher nicht entscheidend. Ist bei Fußballern ja genauso.


Roon PC mit HQPlayer -> USB -> Audio-GD DI20HE/Ref10 -> AES -> Devialet 1000 Pro CI -> Vivid Audio Giya G2 / B&W DB1
Raumkorrektur: Subwoofer und PEQ in HQPlayer
Strom: Audioquest Niagara 5000, Silver Cloud / Hurricane AC Kabel
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#14

RE: Musikalische Vorbilder ?

in Musik im Radio 26.11.2019 16:38
von GHP • 5.166 Beiträge

Im Grunde genommen sehe ich das eigentlich genauso. Ich trenne auch zwischen Künstler und Mensch und war nie ein Fan eines Künstlers, sondern nur seiner Werke. Als Vorbilder habe ich Künstler auch nie wirklich gesehen. Ich wüßte gar nicht, wer noch Vorbild sein soll ...
Aber wenn ich einen Künstler für überbewertet halte UND erfahre, daß dieser sich wie ein Arsch benimmt, ergibt sich für mich ein "stimmiges" Negativbild. Gleichwohl erkenne ich die allgemeine künstlerische Bedeutung lösgelöst von meinem persönlichen Geschmack natürlich an, auch wenn es nicht meine Musik ist. So beispielsweise bei den Beatles, deren Relevanz sich mir bis heute noch nicht wirklich erschlossen hat.
Allerdings finde ich es schon positiv zu wissen, daß ein Künstler dessen Werke man schätzt, auch als Mensch in Ordnung war. Ein Blick in die Weltgeschichte freilich zeigt, daß viele große Persönlichkeiten - nicht nur Künstler - auch äußerst "schattige" Seiten hatten und daß wo Licht ist, stets auch Schatten zu finden ist. Bei manchen Leuten ist mir dann letzterer aber zu dominant. Aber Jeder bewertet diesbezüglich anders.


Ein Leben ohne GENELEC ist zwar möglich, aber sinnlos.

nunmehriges Goldohr ! ;-)
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#15

RE: Musikalische Vorbilder ?

in Musik im Radio 26.11.2019 17:09
von Pale Blue Eyes • 849 Beiträge

Hallo,

ich würde gar nicht erwarten, dass Musiker „Vorbilder“ sein müssen, obwohl das insbesondere für junge Fans wohl häufig so ist. Ich erwarte aber in gewissem Rahmen „Glaubwürdigkeit“ von Spitzen-Musikern. Sie sollten eigene Eindrücke aus ihrem Leben in ihren Songs verarbeiten und sich und ihre Musik weiterentwickeln. Nur so kann man die Fans langfristig an sich binden, denke ich. Ich mag auch nichts Aufgesetztes und keine Retortenbands als Cash-Cows.

Es gibt ja Eintagsfliegen oder auch die Bands / Interpreten, die 1-2 gute Alben machen und dann wieder verschwinden oder ihren Stiefel mangels Innovationskraft bis zur Rente runterspielen. Mir reichen dann die ersten Alben und wenn die richtig gut sind, kann man das auch noch Jahre später hören. Außer man hat diese Alben (als Jugendlicher) wirklich zu oft gehört. Das schmälert aber nicht das Werk an sich. Beispiel: „Brothers in Arms von den Dire Straits“.

Andererseits schwindet bei manchen Künstlern oft die Innovationskraft mit dem Alter und die neueren Alben erreichen nicht das Niveau der alten Scheiben. Zudem klingt es dann zunehmend saft- und kraftlos. Lächerlich wird es spätestens dann, wenn man mit 80 auf der Bühne zu den alten Songs rumhüpft. Mich wundert, dass dabei noch keiner den Löffel abgegeben hat.

Und klar, auch der Hörer ändert seinen Musikgeschmack und wird „anspruchsvoller“. Viele alte Alben im Schrank sind nur noch Staubfänger und könnten auch entsorgt werden. Ich stelle immer wieder fest, dass ich einige CD’s aus den 80igern habe, die ich mir bestimmt nicht mehr kaufen würde. Ich hatte damals wahrscheinlich akute Anfälle von Geschmacksverirrung . Aber die Sammelleidenschaft spielt bei unserem Hobby auch eine große Rolle und deshalb stehen die Dinger halt immer noch im Schrank.

Mit freundlichen Grüßen


PBE


zuletzt bearbeitet 26.11.2019 17:11 | nach oben springen

#16

RE: Musikalische Vorbilder ?

in Musik im Radio 26.11.2019 17:28
von GHP • 5.166 Beiträge

Dem kann ich weitestgehend zustimmen.

Wobei die Credibility für mich eine untergeordnete Rolle spielt.
Whitney Houston hat man bei ihrem Debut vorgeworfen, sie könne doch als so junges Mädel gar nichts von der großen Liebe wissen von der sie singt. War mir vollkommen wurscht ... Die Mucke muß passen. Andererseits - ich war mal Rap-Aficionado ! - war es damals (erste Hälfte, Mitte der 80er) schon interesseant, beispielsweise durch Grandmaster Flash & Co, etwas über die Lebenswirklichkeit der Afroamerikaner zu erfahren. Und diese Jungs hatten definitiv street credibility. Die Erkenntnisse zum "Boss" finde ich in der Tat sehr interessant.


Ein Leben ohne GENELEC ist zwar möglich, aber sinnlos.

nunmehriges Goldohr ! ;-)
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#17

RE: Musikalische Vorbilder ?

in Musik im Radio 27.11.2019 13:19
von antwerp (gelöscht)
avatar

Mit Vorbildern habe ich so meine Probleme, irgendwo findet man bestimmt ein Haar in der Suppe, manchmal erst nach vielen Jahren, wenn die Euphorie schon lange verraucht ist.
Das zieht sich bei mir von Musikern über Künstler und Maler bis zu Politikern. Ich möchte mir überhaupt nicht angewöhnen in solchen Personen ein Vorbild zu sehen.
Die Dinge, die sie machen sind gut, aber mehr Gefühle entwickele ich nicht. Vielleicht ist manchmal Sympathie dabei, das passiert mir schon einmal, bei der Betrachtung eines Bildes.
Dann sehe ich oft einfach nur Kommerz und später sogar Gier, was mich wirklich abturnt.
Einst populäre, alte Musiker, die plötzlich wieder auftauchen mag ich überhaupt nicht, das ist oft einfach lächerlich - offensichtlich sieht das aber die breite Masse zu meinem Erstaunen ganz anders.


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