#Montag-Jazztag
Zum Jahres Anfang habe ich mir den Künstler Robert „Bobby“ McFerrin mit drei unterschiedlichen Alben:
#Bobby‘s Things
#Hush
#Beyond Words
gegönnt.
Wahrscheinlich teilen sich viele Jazzfreunde unter Euch meine Meinung, dass es nur sehr wenige Vocalisten auf diesem unserem Planeten gibt, die sich auf einem ähnlichen Niveau bewegen, wie Bobby McFerrin. Auch wenn Künstler wie Al Jarreau oder der Schweizer Andreas Schaerer (u.a. Vocalist be Hildegard lernt fliegen) vielleicht potential haben in diese Richtung zu kommen, so ist McFerrin für mich immer noch das Mass der Dinge bezüglich Stimmakrobatik.
Wer selber singt kann vielleicht erahnen oder ermessen, was diese Künstler mit ihren Stimmen da machen. Sie spielen auf, wahrscheinlich dem schwersten Instrument mit einer Präzision, die unglaublich ist.
Booby McFerrin wechselt ansatz- und nahtlos von tiefsten Tönen in die höchsten Register die die Stimme zu bieten hat und zurück. Er imitiert Instrumente und erzeugt mit Körper-Percussion rhythmische Elemente zu seinem Gesang, ganz ohne zusätzliche Instrumente. Selbst bezeichnet er sich selbst grinsend als „Body Electric“. Die Stimme hat er scheinbar schon vom Vater in die Wiege gelegt bekommen. Papa McFerrin sang an der Met in New York u.a.eine Hauptrolle in „Aida“ oder lieh seine Stimme Sydney Porter im Film Porgy&Bess Ende der 50er. So hatte Bobby schon früh einen guten Lehrer, der ihm wesentliche Elemente des Gesangs bei brachte. So lernte er nicht nur Text, sondern auch Kommas und Pausen und in Phrasen voraus zu denken und zu atmen. Bobby hat auch schon früh begonnen zu komponieren. Sein erste Jazz-Quintet gründete er während der High-School. Die Schule war nicht sein Ding, die brach er ab. Nach einigen Jahren wechselte er vom Piano, das er Anfangs noch bevorzugte, zur „Stimme“ als sein Instrument, welch ein Glück für diese Eingebung. Mit seinem Debutalbum „Bobby McFerin“ hat er dann letztlich ganz den Weg eingeschlagen, mit seiner Stimme, also mit Singen, Swingen, Intonation und Rhythmus uns in seinen Bann zu ziehen.
Ich habe während ich 1999 durch die Fernsehsender zappte, eine Übertragung der Jazzopen Stuttgart gesehen, wo ein Mann mit Flechtzöppfen gesehen und gehört, wie er nur mit dem „Micro“ und einer Flasche Wasser, mitten im Publikum die Begleitung, die Apeggios des Bach-Gunoschen Ave-Marias (wohltemperiertes Klavier Bach), mit der Stimme „spielte“. Dies an sich ist schon eine irre Leistung, diese so präzise wie er zu reproduzieren. Doch was mich besonders faszinierte, ich konnte nicht erkennen, wann der „Bursche“ atmete. Über 3,5 Minuten unglaublich. Auf der CD „Hush“ mit YoYo Ma gibt es dieses Stück in einer Version mit Cello. Wobei diese beiden Ausnahmekünstler die Rollen tauschen. YoYo spielt dabei die Singstimme und Bobby die Begleitung. Die Begleitung läuft ohne Unterbrechung durch. Also Atmen ist da eher nicht drin ohne dass man dieses hören würde und während der Tonerzeugung einatmen, was vielleicht möglich ist, würde aber einen anderen Ton erzeugen. Für mich heist es immer noch, der macht das 3,5 Minuten ohne atmen. Wahnsinn.
Aber dieses ist nur eine Facette die er beherrscht. Sein Exkurs in die POP Musik wurden mit Don‘t Worry Be Happy und Hush sehr oft verkauft, stehen aber meines Erachtens musikalisch eher hinten an. Seine Präsenz im Jazz oder in der Klassik sprechen da eine andere Sprache.
Wer mit Vocalisten im Jazz kann und wer sich auf diese Art zu musizieren einlässt, erlebt ganz grosses Können.
Wobei die Vielfältigkeit von Bobby McFerrin sich m.E. nicht mit einem oder zwei Alben abdecken lässt.
Beyond Words - Blue Note - 2014
Das bei Blue-Note erschienene Album, ist Vocal Jazz vom Feinsten.
Unterstützung hat er durch großartige weitere Künstler erhalten, so hört man noch Richard Bona am Bass, Cyro Baptista Percussion, Schlagzeug Omar Hakim, den Flötisten Keith Underwood oder Gil Godstein am DX-7 oder Fender Rhodes und den Schlagzeuger Omar Hakim. Das Piano spielt kein geringerer als sein guter Freund Chick Corea.
Wenn eine solch geballte Energie an Top-Jazzern bei einem Label wie Blue Note aufschlägt, sind alle Vorzeichen für ein herausragendes Album gegeben. Klanglich und musikalisch gibt es am Album „Beyond Words“ nix zu beanstanden, das ist alles auf höchstem Niveau. Die Doppel-LP ist musikalisch abwechslungsreich. Die 16 Titeln sind allerdings eher kurz, da hätte ich mir etwas mehr gewünscht.
Das Album Beyond Words ist musikalisch etwas, das ich sehr gerne mag, der Hörer wird durch eine musikalische Reise geführt.
Mit dem Titel „Invocation“ geht es mit einem eher etwas flotteren Jazz los. Die ersten Schritte der Reise landen weniger zum Verweilen oder Versinken ein, sondern treiben etwas forscher voran.
Die „Kalimba Suite“ zeigt aber schon in eine ruhigere Richtung. Zu hören gibt es eine sanfte musikalische „Afrikanerin“ voll Harmonien. Die Reise führt mit „Fertile Field“ weiter über ein fruchtbares Feld in Amerika oder verliert sich sich in Arabien in den Titel „Dervishes“ und „Ziggurat“. Mit „Chanson“ berührt McFerrin auf der Reise „Paris“ die Stadt der LIebe und um uns dann weiter musikalisch mit „Marlowe“ in einen Film Noir aus den 50er Jahren zu versetzen. Über 3/4 des Albums bewegt Bobby McFerrin sich in einer, wenn man den Begriff weit fasst, leichten Jazz-Sphäre, die den Hörer umschmeichelt wie ein seidiger Vorhang im lauen Abendwind, vorausgesetzt man lässt sich auf den "Wide Open Ears"-Modus ein und genießt einfach Bobby McFerrins melodischen Umgang mit seiner Stimme im Zusammenspiel mit ebenso fantastischen Musikern.
Tracks Beyond Words
1. Anrufung 7:10
2. Kalimba Suite 3:40
3. Eine seidene Straße 4:28
4. Fruchtbares Feld 5:44
5. Derwische 2:15
6. Ziggurat 5:20
7. Schwestern 1:22
8. Kreise 1 : 14
9. Lied 1:30
10. Windows 4:01
11. Marlowe 4:08
12. Messe 2:40
13. Pat & Joe 2:11
14. Taylor Made 4:22
15. Ein Stück, ein Akkord 3: 46
16. Monks / The Shepherd 2:48
Bobby McFerrin - Roland XP 80, Gesangspercussion, Gesang
Cyro Baptista - Percussion Richard Bona - Bass, Gitarre, Percussion
Chick Corea - Fender Rhodes, Klavier Gil Goldstein - Akkordeon, DX-7, Fender Rhodes Omar Hakim - Schlagzeug
Keith Underwood - Kontrabassflöte, Flöte
Die beiden anderen Alben unterscheiden sich deutlich.
Das Album „Hush“ habe ich nur als CD vorliegen.
YoYo Ma und Bobby McFerrin, das ist ein Musik Duett, wie ich kein zweites kenne. Zwei perfekte Musiker mit ihren Instrumenten gehen leicht wie zwei verspielte Kinder mit der Musik um, dass man manchmal nicht weiß, hört man zwei menschliche Stimmen oder zwei Celli. Musikalisch ist mir das Album sehr ans Herz gewachsen. Einmal wegen des Bach-Gounoschen Ave Marias, aber auch wegen Bachs Air, Musette oder dem Hummelflug von Korsakov. Der Pop-Song Hush, der dem Album den Titel gab, rangiert für mich musikalisch am Ende der Trackliste des Albums, wenngleich auch er handwerklich gut gemacht ist.
Hush - CD - 1992 - Sony
1. "Grace" (McFerrin) – 3:54
2. "Double Mandolin Concerto in G, RV 532" Andante (Vivaldi) – 4:03
3. "The Flight of the Bumblebee" (Rimsky-Korsakov) – 1:08
4. "Stars" (McFerrin) – 4:04
5. "Hush Little Baby" (Trad.) – 2:36
6. "Vocalise," song for voice & piano, Op. 34/14 (Rachmaninov) – 6:26
7. "Musette for keyboard in D Major (AMN II/22; doubtful), BWV Anh. 126" (Bach) – 4:12
8. "Coyote" (McFerrin) – 2:52
9. "Sonata for 2 cellos, No. 10 in G Allegro Prestissimo" (Barrière) – 2:36
10. "Ave Maria" (Gounod / Bach) – 2:37
11. "Hoedown!" (McFerrin) – 5:38
12. "Orchestral Suite No. 3 in D Major, BWV 1068" ("Air") (Bach) – 5:11
13. "Good-bye" (McFerrin) – 1:11
Das dritte Album ist „Bobby‘s Things“ von 1988 ist ein echtes Jazz Album.
Die Titel stammen ausschließlich aus seiner Feder. Hier gibt es Jazz zu hören, der immer groovt und swingt, unabhängig ob in flotteren Melodien wie Runnin‘ Scared Part 1 oder eher im BarJazz Style von „let‘s drink the wine“.
Gänsehautfeeling gibt es in den Titeln „Lady Fair“ und „Waitin‘ for you to come back Home“ wenn „Detroit Gary Wiggins“ als Special Guest mit seinem Saxophone Bobby unterstützt.
Musikalisch vielseitig, klanglich als Digital-Master Serie gut, für mich jedoch etwas hinter „Beyond Words“ angesiedelt.
In jedem Fall gibt es Unterhaltung auf hohem Niveau und in Titeln die „etwas“ über der üblichen Radiolänge von 3,5 Minuten liegen.
Bobby’s Things - 1988 -High Light Records
Tracks:
Side A
Give me some Beer - 7:24
Bobby‘s Thing - 7:10
Welcome in the New - 6:41
Runnin‘ Scared, Part 1 - 3:57
Side B
Let‘s drink the wine - 7:17
Lady Fair - 6:01
Waitin‘ for you to come back home - 7:22
Runnin‘ Scared, Part 2 - 4:13
Viel Spass beim Hören.
ps:
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