RE: Vinyl Boom - ein interessanter Bericht
in Tonträger aller Art 27.05.2018 21:43von maldix • 3.648 Beiträge
Nun, wer sich die Preise anschaut, die aufgerufen werden, braucht hier nicht studiert zu haben um Antworten auf das durchschnittliche Alter der Hobbyisten zu finden.
Es gibt sicherlich wie immer rühmliche Ausnahmen, einige haben wir ja auch in unseren Kreisen.
Doch eben nur Ausnahmen.
Wir um oder über 50 haben in unserer Jugend als einzige Technik Hifi zuhause.
PlayStations, PC, o.ä.gab es bekanntlich nicht. Erst mit dem C64 schlich sich eine neue bezahlbare Technikwelt in die heimischen 4 Wände.
Und heute, das konkurrieren soviele technische Dinge mit einander und Buhlen um die Familienmitglieder. Die meisten sind auch noch deutlich günstiger als High-End Hifi.
High-End wir wir das kennen und lieben, wird meiner Meinung nach irgendwann aussterben. Es wird sich verändern und darauf müssen sich auch die Hersteller einstellen. Die potentiellen Kunden, die sich für High-End entscheidenen, werden in Summe weniger werden. Einige wohlhabende werde sich aber weiterhin auch High-End Anlagen kaufen und sei es nur aus Statusgründen und um zum Zeigen, das man es einfach kann.
auditorus te salutant
RE: Vinyl Boom - ein interessanter Bericht
in Tonträger aller Art 28.05.2018 16:49von Pale Blue Eyes • 848 Beiträge
Hallo,
zu den Preisen:
ich habe ja schon ein paar Mal geschrieben, dass ich die Preise bei einigen Ausstellern nicht akzeptiere. Man kann zwar anführen, dass man sich diese Referenzanlagen der Aussteller selbst nicht kaufen muss, aber trotzdem ist ein genereller Anstieg des Preisniveaus erkennbar, der durch Kostensteigerungen so nicht gerechtfertigt ist. Das ist sicher auch ein Grund für den fehlenden Nachwuchs und letztendlich dann auch für die Branche schlecht. Noch gibt es die Generation, die ein gewachsenes Bewusstsein für guten Klang hat. Zukünftig werden aber wohl weniger teure Anlagen gekauft, weil guter Klang mit hochwertigen Anlagen dann nicht mehr als Prestigeobjekt taugt. Das über die Jahre gewachsene Bewusstsein fehlt und damit auch die Basis für das Hobby.
zum Vinylboom:
Der Bericht ist gut gemacht, ausführlich und trifft in vielen Punkten den Nagel auf den Kopf. Ich frage mich, wie viele Analogfans die LP wegen ihrer Klangqualität kaufen und welcher Anteil „nur“ auf die Faktoren Haptik, Lifestyle zurückzuführen sind. Die Klangqualität der LP wird oft als runder und angenehmer wahrgenommen. Klingt die Kombination aus Lautsprecher und Verstärker eher direkt, dann passt vielleicht ein Plattenspieler letztendlich besser in das Konzept. Eine Anlage muss langzeittauglich sein, auch mal eine schlechte Aufnahme abspielen können, ohne dass die Ohren bluten. Die auf absolute Präzision gezüchteten Kombinationen sind oft reine Showobjekte und in der Realität nicht notwendig. Ob es tatsächlich ein Plattenspieler sein muss, um diese Ziele zu erreichen, muss jeder selbst wissen. Mir reicht mein Röhrenverstärker, der einen etwas analogen Klang erzeugt und die Quelle darf dann wieder knackiger klingen. Knistern und Knacksen stört mich hingegen, vielleicht weil ich den „cleanen“ Klang seit den 80igern verinnerlicht habe und diese Störgeräusch nicht „weghören“ kann ? Ich finde übrigens, dass sich Plattenspieler und digitale Quellen über die Jahre klanglich angenähert haben, was in jeder Hinsicht positiv zu werten ist.
Mit freundlichen Grüßen
PBE
RE: Vinyl Boom - ein interessanter Bericht
in Tonträger aller Art 28.05.2018 20:37von maldix • 3.648 Beiträge
Zitat
Knistern und Knacksen stört mich hingegen, vielleicht weil ich den „cleanen“ Klang seit den 80igern verinnerlicht habe und diese Störgeräusch nicht „weghören“ kann
Das ist ein Thema, PBE, das ich auch als erstes an der CD seinerzeit schätzte.
Was habe ich alles getan um dem Gelnacken und Geknisterenherr zu werden.
Nass abspielen war ein Muss! Auch hatte ich mir damals eine Schaltung gebastelt, di bei extremen Knacker diesen mehr oder weniger ausblendete. Die Länge der Ausblendung und wieviel des vorhandenen Geräusches noch zur Verstärkung gelangte war mit porös zu Kalibrieren. Es war nicht der Weisheit letzter Schluss, aber die Knacker wirkten nicht ganz so störend, damit besser als nix. Leider waren die technischen Möglichkeiten der meist diskret aufgebauten Schaltungen ohne schnelle Operationsverstärker und Prozessoren sehr beschränkt.
Der heilige Gral war dann die CD. Ein Traum an Dynamik und sauberem Klang. Niemand hatte interessiert welche BitRate verfügbar war oder sonst ein Fakt dieser Art. Eher Titelsprung, Programmierung und Fernbedienung bewegten mich.
Nach meinem mehr oder weniger Einstieg ins Hifi Hobby, nach einigen Jahren des Dornröschenschlafes, standen noch einige LPs und mein Revox B791 rum. Diesen habe ich dann für recht viel Geld komplett revisionieren lassen, um ihn dann in mein Setup zu integrieren. Einige Zufälle weiter fügte sich dann mein aktueller Plattenspieler und eines de m.M. nach besten Tonabnehmerbsysteme in meine Hände. Nun habe ich dazu noch ein Muss für mich, eine Ultraschall Waschmöglickeit für LPs mir angeschafft. Und nun kann ich auch LPs ohne Knacken und Knistern hören.
Das geht mit entsprechendem Aufwand, allerdings nicht umsonst. Etwas pfleglicher Umgang mit dem Material vorausgesetzt und Vinyl klingt gänzlich anders als früher gewohnt. Physikalische Schäden am Datenträger kann man natürlich nicht mehr korrigieren. Sollte es dann doch mal zu knacken beginnen, weil die antistatische Wirkung der Waschlösung nachlässt, wird neu gewaschen. Die Nadel reinige ich mit dem Fluxx wenn ich höre, dass der Ton nicht mehr exakt sauber klingen sollte und gut ist das.
Diesen Aufwand braucht es m.M. nach mindestens um auf vergleichbaren Niveau Vinyl zu hören.
Selbst Musiker, die erkannt haben, dass Vinyl ihr Portfolio erweitert, scheuen oft die höheren Kosten der Produktion.
Ich habe auch schon ein Gespräch von Musikern belauscht, wo sich diese über die „HiFi-Spinner“ und ihrem Hang zu High-Res und Vinyl lustig machten. ( Führte zu einem entsprechenden Kommentar meinerseits, gefolgt von einer kleineren Diskussion und dem Umstand, dass ich mir trotz des guten Konzerts, entgegen meiner ursprünglichen Absicht keine Tonträger von dieser Gruppe kaufte, da Sie sichtlich eine andere Zielgruppe als mich in ihrem Fokus haben. Sei es drum.
Vinyl, Tom hatte es auch schon geschrieben, würde ich, niemandem der nicht über einen entsprechenden Fundus an Platten bereits verfügt, oder den notendigen Aufwand gerne einmal aufbringen möchte, nicht empfehlen, egal wie stark auch das Thema von wem auch immer gepuscht wird.
auditorus te salutant
RE: Vinyl Boom - ein interessanter Bericht
in Tonträger aller Art 28.05.2018 20:51von GHP • 5.157 Beiträge
Zitat von maldix im Beitrag #14
[quote]
Ich habe auch schon ein Gespräch von Musikern belauscht, wo sich diese über die „HiFi-Spinner“ und ihrem Hang zu High-Res und Vinyl lustig machten. ( Führte zu einem entsprechenden Kommentar meinerseits, gefolgt von einer kleineren Diskussion und dem Umstand, dass ich mir trotz des guten Konzerts, entgegen meiner ursprünglichen Absicht keine Tonträger von dieser Gruppe kaufte, da Sie sichtlich eine andere Zielgruppe als mich in ihrem Fokus haben.
Das ist sehr häufig so. Leider sind auch häufig die FOH-Jungs nicht unbedingt an bestem Klang interessiert. Viele Musiker haben am Klang des Endmediums überhaupt kein Interesse. Diese sind mir dann auch irgendwie suspekt. Unterhalte ich mich mit Profis, winken diese wenn ich HiFi erwähne, auch meist nur ab. HiFi ist in der Tat ein "eigenes Universum".
Wie üblich, stehe ich als "Hybrider" dann zwischen allen Stühlen.
Ein Leben ohne GENELEC ist zwar möglich, aber sinnlos.
nunmehriges Goldohr ! ;-)
RE: Vinyl Boom - ein interessanter Bericht
in Tonträger aller Art 28.05.2018 21:08von GHP • 5.157 Beiträge
Praxisbeispiel :
... welches zeigen soll, wie sehr jeder mit "seinem Ding" beschäftigt ist.
Ein DJ hat mir einen 35 Minuten langen Mix geschickt, um ihn zu mastern. Es war also kein Remastering, sondern ein Mastering der Originalaufnahme. Früher hätte man soetwas als Master Tape bezeichnet.
Als ich ihm mitteilte, daß sein Mix einen extrem hohen Korrelationsgrad, ca. +0.98-0.99 (aslo fast mono !) besitzt, meinte er, er habe auf stereo beim Mixen wohl gar nicht geachtet. Ich habe dann die notwendige Räumlichkeit hinzugefügt, schließlich sind wir ja inzwischen doch nicht mehr im Mono-Zeitalter.
Ein Leben ohne GENELEC ist zwar möglich, aber sinnlos.
nunmehriges Goldohr ! ;-)
RE: Vinyl Boom - ein interessanter Bericht
in Tonträger aller Art 29.05.2018 08:13von Pale Blue Eyes • 848 Beiträge
Hallo @GHP,
Zitat von GHP im Beitrag #18
...weswegen ich auch Hand anlege an der Aufnahme.
an sich ganz vernünftig, aber erstens zeitaufwändig und zweitens auch ziemlich "schräg", weil man ein neues, mit Mängeln behaftetes Produkt kauft, um es dann auch noch selbst nachzubessern.
Ich denke, dass der LP-Boom auch davon profitieren konnte, dass die Digitalisierung auf halbem Wege stehen geblieben ist. Mit schlechten Aufnahmen und den Limitierungen des CD-Standards (der dann eben locker ausreicht) kann man die LP klanglich nicht wirklich abhängen (Knacksen und Knistern mal nicht berücksichtigt). Wo würden wir mit topproduzierten, hochauflösenden Aufnahmen stehen, die man zu normalen Preisen kaufen kann ? Der "Knackpunkt", der Flaschenhals ist also auch hier in erster Linie die miese Produktion.
Mit freundlichen Grüßen
PBE
P.S. Neulich in einer Vorführung auf der HighEnd: Fragt ein Nerd den zweiten, ob er den laufenden Titel mit der Musikerkennungssoftware auf seinem Handy identifizieren kann. Der hat das bestätigt: Es war das kaum bekannte "Keith Don't Go ... " vom guten Nils.
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