Hi Zusammen,
Ich hatte dieser Tage Dank Tom (KH eines Kollegen) die Gelegenheit wieder mal einen Stax SR-60 aus den 70zigern, genau von 1977zu hören.
Der SR-60 erschien 1975 als Nachfolger des SR-40 zusammen als Set SR-64 mit dem Kopfhörerverstärker SRD-4. Als Elektretmodell hatte er eine werksseitig vorpolarisierter Membranspannung , was zum Vorteil hatte, dass keine externe Biasspannung zum Betrieb notwendig ist.
Ich war wirklich gespannt, wie es ist, einen über 40 Jahre alten Kopfhörer zu hören. Das Set kostete, wenn ich mich recht erinnere damals ungefähr 300 DM, was für mich damals richtig viel Geld war. Mein Sennheiser HD430, den ich in meinen Fisher Verstärker stecken konnte , hatte mit über 150DM schon das Sparschwein mächtig bluten lassen. Ein Stax Kopfhörer, das war für mich wie der heilige Hifi-Gral. Vielleicht bin ich deshalb auch heute noch diesem Kopfhörer so zugeneigt.
Und nun liegt bei mir gerade ein bestens erhaltener, sehr kompakter SR-60 auf dem Tisch.
Mit seinen g ist er ein leichter On-Ear Hörer. Die dünnen Polster versprechen einen weniger komfortabel Sitz und erweisen sich beim Testen für mich als wenig langzeittauglich. Wäre es mein Hörer, wäre ich längst auf der Suche nach bequemeren Polstern.
Doch das sollte dem Test auch nicht im Wege stehen, da das Gewicht wiederum einiges kompensiert. Hat man sich daran gewöhnt geht es aber gut.
Wie klingt nun dieser Hörer? Diese Frage kann ich nicht mit einem Wort beantworten, grundsätzlich nicht schlecht jedoch ... wäre die spontane Antwort. Nach ein paar Minuten betrieb , entwickelt sich der Raum und steht nach ca. 15 min fast vollständig zur Verfügung.
Es dauert ca 10-15 min bis der SR-60 seine volle Leistung entfaltet.
Danach jedoch entlohnt er mit einer durchaus respektablen Leistung.
Natürlich darf man keine Wunder erwarten. Jedoch geht er detailreich und durchaus forsch ans Werk. Gleich zu Beginn der Session Zeigt sich, das jedes Watt an mehr Leistung aus dem Verstärker dankend angenommen wird. Ich habe leider nur den Hörer vorliegen und nicht auch einen originalen SRD-4. So kann ich nur meinen Eindruck an meinem SRM-007tMK2 beschreiben, der bereits durch seinen Umbau auf leistungssteigernde 6S4a Röhren über 20% mehr Ausgangsleistung verfügt, berichten. Selbst,dieses Leistungsplus macht aus dem SR-60 keinen Hörer für laute Musik. Auch gestaltet sich die Abbildung der Räumlichkeit eher etwas kompakter als von anderen Stax Modellen gewohnt. Am auffälligsten ist jedoch der ist schlanke Bass, was den Hörer dadurch nicht unbedingt für die Freundes des Tiefbasses z.B. bei elektronischer Musik empfiehlt.
Hört man hingegen Jazz und Klassik, vornehmlich mit akustischen Instrumenten in moderater Lautstärke, so dürften die Stax typischen Klanggene durchaus gefallen finden. Natürlich habe ich zwischendurch interessehalber auch mal mit meinen beiden anderen Stax Hörern im Versatz gehört. Fairer Weise darf und kann man hier nicht von einem Vergleich sprechen, da sowohl der SR-007MK2 als auch der SR-009BK sich in gänzlich anderen Ligen bewegen. Jedoch kann man die Stax Gene deutlich erkennen.
Wenn ich mir jedoch das Alter des SR-60 und den technischen Stand der 70ziger vor Augen halte und Ihn mit anderen Hörern dieser Zeit vergleiche, entsteht ein anderes Bild. Damals bewegte man sich mit diesem Hörer sicherlich weiter oberhalb der breiteren Masse. Heute sieht das meines Erachtens etwas anders aus. Gerade im Kopfhörersegment hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Heute kann man auch schon im vergleichbaren Preissegment um 300-600€ sehr gute Kopfhörer erwerben, die deutlich bequemer sind und besser klingen. Man sollte solche Pretiosen auch nur mit Geräten aus der gleichen Epoche vergleichen, wenn man es denn überhaupt macht. Mir hat diese Ausflug in die Vergangenheit jedenfalls viel Spass gemacht.