#1

Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 18.06.2019 08:43
von Pale Blue Eyes • 849 Beiträge

Hallo,

folgende Meldung habe ich gerade gefunden:

https://www.hifistatement.net/news/item/...e-um-40-prozent

Gato-Audio aus Dänemark springt also auch auf den Zug des Direkt-Vertriebs auf und kann so die Preise um 40% senken. Dass parallel dazu auch zum normalen Preis weiter beim Händler verkauft werden soll, kann ich allerdings nur mit einem zur Kenntnis nehmen. Da werden wohl sehr schnell die Produkte aus den Regalen der Händler verschwinden.

Trotzdem muss man feststellen, dass es immer mehr traditionelle Hersteller gibt, die es auch mit Direktvertrieb versuchen. Bestes Beispiel ist Canton, die neben der A-Serie ihre Wireless-Lautsprecher verkaufen, alle meist aus dem gehobenen Preissegment.

Nubert hat ja schon immer im Direktvertrieb verkauft und bedient eine sehr breite Käuferschicht. Ein anderes Beispiel ist die Fa. Inklang, mit der man über einen Konfigurator seine Lautsprecher individualisieren kann.

Klar ist, dass die Produkte (wenn man von einer Händlerspanne von 40% ausgeht, s.o.) sehr attraktiv werden, wenn im Direktvertrieb die Preise so stark sinken. Andererseits entfällt die Möglichkeit des Probehörens, was ich für ziemlich problematisch halte. Außer natürlich man organisiert sich anders und platziert „Showrooms“ in Kundenähe. Es gibt also eine Reihe von Vertriebsoptionen und ich bin gespannt, wie die Entwicklung weiter verläuft.

Was haltet Ihr vom Direktvertrieb ? Ist der klassische Hifi-Einzelhandel gefährdet ? Gibt es auch in Zukunft noch das Vertriebsmodell mit Händler ? Wird zukünftig nur noch Highest-End beim Händler verkauft werden können ?

Mit freundlichen Grüßen


PBE


zuletzt bearbeitet 18.06.2019 08:44 | nach oben springen

#2

RE: Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 18.06.2019 09:05
von Zac • 122 Beiträge

Bin überzeugt, dass immer mehr Firmen auf den Direktvertrieb setzen werden. Die Kunden sind es ja immer mehr gewohnt online zu kaufen. Und Probehören kann ich sowieso zuhause am besten. Und wenn ich nicht gerade in einem Ballungszentrum wohne, wer hat denn noch einen kompetenten HiFi-Händler in der Nähe? Und falls ja, dann führt er vielleicht gerade die Produkte, die einen interessieren gar nicht.


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#3

RE: Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 18.06.2019 13:25
von Pale Blue Eyes • 849 Beiträge

Hallo @Zac,


Zitat von Zac im Beitrag #2
Und Probehören kann ich sowieso zuhause am besten.

Stimme insofern zu, dass man zuhause unter seinen eigenen (räumlichen) Bedingungen am besten hören kann. Darum muss das auch immer der letzte Step vor dem Kauf sein. Aber „Vergleichshören“ mit mehreren anderen Produkten (Vorauswahl) ist zuhause teilweise sehr schwierig bis unmöglich.
Zitat von Zac im Beitrag #2
Und wenn ich nicht gerade in einem Ballungszentrum wohne, wer hat denn noch einen kompetenten HiFi-Händler in der Nähe?

Stimmt, bei wirklichem Kaufinteresse wird man jedoch etwas (!) weitere Anfahrtswege notfalls in Kauf nehmen. Aber…
Zitat von Zac im Beitrag #2
Und falls ja, dann führt er vielleicht gerade die Produkte, die einen interessieren gar nicht.

…hier steckt meines Erachtens die wirkliche Problematik. Meistens haben die Händler nur ein sehr eingeschränktes Angebot mit den „üblichen“, gut beworbenen Marken. Sucht man Produkte abseits des Mainstreams, kann man froh sein, wenn man einen Händler im eigenen Bundesland findet. Und wer fährt schon weite Strecken, um mehrere Produkte zu vergleichen und dann im Endeffekt vielleicht nur enttäuschende Resultate zu erhalten ?

Mit freundlichen Grüßen

PBE


zuletzt bearbeitet 18.06.2019 13:25 | nach oben springen

#4

RE: Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 18.06.2019 13:53
von maldix • 3.652 Beiträge

Hi Zusammen,

dieses Thema wird uns, die Fans von highphidelen Geräten wohl immer öfter beschäftigen. Wahrscheinlich ist es die Reaktion auf den sich ändernden Markt, wie schon angesprochen.

Ob und wie Konzepte beim Kunden ankommen und sich etablieren werden, wird die Zeit zeigen. Viele feiern Erfolge mit dem Konzept Direktvertrieb. Sie geben, zumindest ist das eine Aussage im Marketing, die Margen des klassischen Vertriebs an die Kunden weiter.
Ob das sich gerade im klassischen Hifi-Umfeld als Rechnung aufgeht, ist für mich nicht klar ersichtlich.

Heute können viele noch irgendwo, Händler, Messen, ect. noch die Geräte, manchmal sogar im Vergleich, hören.

Vielleicht wird es zukünftig mehr in die Richtung gehen, dass man sich alles nach hause kommen lässt und probehört. Das bedeutet viel Aufwand und verschieben von Aufwänden.

Alle die angekommen sind, sind da deutlich m.E. im Vorteil.


auditorus te salutant
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#5

RE: Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 27.06.2019 22:47
von shakti • 549 Beiträge

Ob Direktvertrieb Sinn macht hängt aus meiner Sicht stark vom dem individuellen Hersteller und dem avisierten Absatzmarkt ab. Ich kann mir zB gut vorstellen, dass ein deutscher Hersteller in der Lage ist, seine Kunden in Deutschland direkt zu bedienen. Allerdings macht da so manch ein Hersteller eine Milchmädchenrechung aus. Üblicherweise macht ein Händler ca 20% bis 40% Marge bis zur UVP (brutto), auf Grund der häufig gegebenen Nachlässe halbiert sich diese Marge aber recht schnell.

Dafür wickelt er das gesamte Geschäft mit dem Kunden ab, was zumeist mehrere Kundenkontakte (persönlich oder mail bedeutet). Diese Leistung muss nun der Direktvertreibende Hersteller leisten.

Der Händler kauft die Ware beim Vertrieb. Dieser kümmert sich um die Verfügbarkeit der Ware, bespricht mit dem Händlern einen Jahresforecast, schaltet Markenwerbung , organisiert Reparaturbetriebe im gesamtdeutschen Raum, hat enge Kontakte zur Presse, so dass es regelmäßig Testberichte gibt. Nebenbei sorgt er fuer eine legale Inverkehrbringung der Ware, dh Abfallgesetzgebung, Elektrische Zulassung usw. Dafür hat der Vertrieb ca 10 bis 15% Bruttomarge.
Diese Leistung muss nun der Hersteller erbringen.

Entsprechend muss eine Firma , die vorher ausschliesslich Entwicklung und Produktion gemacht hat, nun auch Marketing, Sales und Service abbilden, und sich auch hinsichtlich Beratungs- Bezahl- und Service Systemen von B2B auf B2C umstellen.

Das sind aus meiner Sicht recht hohe systematische Kosten, dazu kommen noch neue Leute, die das entsprechende know how mitzubringen haben.

Insofern lassen mich die 40% Rabatt bei Gato schmunzeln, wirkt auf mich nicht wirklich durchdacht sondern eher wie eine Verzweiflungstat eines kriselnden Unternehmens.

Erfolgreiche Direktvermarkter, zB Nubert, Teufel, Sprint Service usw sind alles andere als "billiger" auch wenn ihre Marketingaussagen da was anderes versprechen...

Ich bin durchaus der Meinung, dass ein Direktvertrieb erfolgreich zu platzieren ist, aber bei einer gesunden kaufmännischen Vollkostenrechnung sollte man keine zu üppigen Rabatte erwarten...

Gruss
Juergen


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#6

RE: Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 27.06.2019 23:08
von maldix • 3.652 Beiträge

Sicherlich alles richtig Shakti, das wird in der Zukunft noch öfter ein Thema werden.
Aktuell ist ja mit Loewe wieder ein deutsches Traditionsunternehmen gekentert.


auditorus te salutant
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#7

RE: Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 27.06.2019 23:18
von GHP • 5.166 Beiträge

... und wird zukünftig als Markenname für billigen China-Schrott a la Telefunken, Nordmende etc. auftauchen.


Ein Leben ohne GENELEC ist zwar möglich, aber sinnlos.

nunmehriges Goldohr ! ;-)
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#8

Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 28.06.2019 08:33
von Pale Blue Eyes • 849 Beiträge

Hallo,

Canton erweitert sein Angebot im Direktvertrieb zügig, jetzt gibt es auch noch die B-Serie exklusiv als Online-Produkte:

http://www.i-fidelity.net/news/details/c...schoenheit.html

Natürlich verlagern sich auch Kosten von Vertrieb und Händler auf den Hersteller, der für eine entsprechende Organisation / Struktur beim Direktvertrieb sorgen muss.

Dafür verdienen Händler und Vertrieb nicht am Produkt sondern nur der Hersteller. Es dürfte für ihn auch leichter sein, seine Produktion(smengen) besser zu steuern. Die Nachteile des Direktvertriebs haben wir ja schon angeschnitten. Zumindest bei den Tests in den Fachzeitschriften scheint es aber für Nubert, Teufel & Co. keine Probleme zugeben. Die größten Zeitschriften sind auf den Zug aufgesprungen und testen auch direktvertriebene Produkte.

Ich bin mal gespannt, ob sich ein Unternehmen beider Absatzwege bedienen kann, wie es aktuell bei Canton der Fall ist. Mir ist kein weiterer Hersteller bekannt, der beide Vertriebswege nutzt.

Mit freundlichen Grüßen

PBE


zuletzt bearbeitet 28.06.2019 08:33 | nach oben springen

#9

RE: Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 28.06.2019 09:03
von maldix • 3.652 Beiträge

Hi PBE,

Ob sich das was Canton praktiziert durchsetzen kann/wird, wir werden es sicher erleben.
Dass es Vor und Nachteile wie von dir beschrieben gibt, liegt auch auf der Hand.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass je individueller die Produkte werden, i.d.R auch teurer, sich ein direkter Vertrieb schwer tun wird.

Wenn es um „Massenprodukte“ geht, können die Vorteile eines direkten Vertriebs durchaus überwiegen. Da werden die Hersteller wahrscheinlich versuchen, der „Masse“ eine gewisse „Exklusivität“ zu vermitteln. Bis zu einem gewissen Punkt wird das wahrscheinlich sogar gelingen. Die Fertigungstiefe und Qualität zum aufgerufenen Preis, dürften in der größeren Serie bei bestimmten Komponenten sogar höher liegen, als bei den kleineren Herstellern. Wobei die kleinen Hersteller ihre meist hohe Qualität, aber auch zu einem deutlich höheren Preis liefern.


auditorus te salutant
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#10

RE: Hifi immer öfter im Direktvertrieb / ohne Händler ?

in Neuigkeiten & Smalltalk 28.06.2019 23:23
von Simplon • 1.830 Beiträge

Als ehemaliger Lean Production Manager, der auf Grund des gemeinsamen HighEnd Hobbies einen Freund bei Toyota hatte, ist für mich die zentrale Größe „cash out bis cash in“, die über die Wirtschaftlichkeit entscheidet. Cash Out ist der Zeitpunkt, an dem ich als Hersteller Kosten des Produktes zahle, Teile, Löhne u.s.w. Cash In ist der Zeitpunkt, wenn der Kunde bezahlt. Je kürzer diese Zeit, je höher die Wirtschaftlichkeit.


Gruß Simplon

It don´t mean a thing if it ain´t got that swing (Duke Ellington, lyrics: Erving Mills, 1931)


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