Montag Jazztag
Liu Ming Yee Joses
„J for Jazz“
Erscheinungstermin: 1. Juni 2018
Label: Innonation
Hallo Zusammen,
bei unserer letzten Hörsession hat Gregor Rothensee die im Sommer 2018 erschinene limitierte "J for Jazz" von Liu Ming Yee Joses, einer Ihm bestens bekannten jungen Jazz Sängerin aus China mitgebracht und mich gebeten mal reinzuhören.
Um mich nicht weiter zu beeinflussen, hat er mir, außer dass sie auch Member in einigen Hifi-Foren ist, nichts über die Künstlerin und Aufnahme erzählt.
So schaue ich mir zu erst das Cover der 180g nummeriert-limitierten LP an. Mit dem Foto eines "König und Meyer-Microphones" und dem Titelschriftzug des Albums auf tiefen dunklen obergine-rot Tönen gehalten wirkt es edel und optisch gelungen. Dem Album liegt ein 4 Seitiges Foto-Booklett bei, das neben einiger Bilder auch eine Übersicht zu der Besetzung der einzelnen Titel enthält. Über die Titel selbst wird leider nichts weiter berichtet. Beim lesen dieser Liste fällt mir noch als Besonderheit auf, dass dieses Album sowohl englichsprachige als auch chinesiche Titel enthält.
Auch darüber, was die die Künstlerin zu diesem Album und der Titelauswahl bewogen hat erfährt man in einem kurzen Statement. Joses Lui, die bereits über einige Jahre hinweg Live Jazz-Standards und Pop Songs performt hat sich dazu entschieden, einen englishen, mandarin und cantonesichen Titel-Mix in ihrem eigenen Stil auf diesem Album zu verwirklichen.
Bezüglich der englischsprachigen Titel, hier handelt es sich, wie nachfolgend zu sehen, um eine durchaus interessante Auswahl, die in einer solchen Zusammenstellung wahrscheinich schon einmalig sein drüfte.
Der erste Titel, "Two Sleepy People " ist im September 1938 entstand, wurde in der Version von Fats Waller bekannt und später öfter gecovert. Im Lied geht es um ein verliebtes jungen Paar, das, obwohl müde noch nicht gute nacht sagen möchte, da dies ja ein Abschied sei. Also wollen sie das Problem durch eine Heirat lösen. Leider ändert sich dadurch nicht, sie sind am Morgen immer noch wach, weil sie sich so sehr lieben. ... unglaublich oder?
Mit "Fascination" singt Joses ein Walzerlied von von Fermo Dante Marchetti aus dem Jahr 1904, welches international 1957 durch den Billy Wilder Film "Love in the Afternoon" mit Audrey Hepburn und Gary Cooper bekannt wurde.
"Close Your Eyes" ist ein Lied des amerikanischen Komponistin Bernice Petkere das wurde 1933 veröffentlicht und in diesem Jahr erstmals von Freddy Martin & His Orchestra aufgenommen wurde. Das Lied fand auch später noch weitere Verwendung. Dieses Lied läuft z.B. während einer Mordszene im Film "The Abominable Dr. Phibes" (1971 oder es war das Lied zum Ende der täglichen Übertragung von Radio MonteCarlo in den 1960er Jahren.
"The Christmas Song" ein ist ein klassisches Weihnachtslied, das 1945 von Robert Wells und Mel Tormé geschrieben wurde. Wir kennen es auch mit dem Untertitel "Chestnuts Roasting on a Open Fire" oder wie es ursprünglich untertitelt war: "Merry Christmas to You". Musikalisch sehr schön hat es erstmals das "Nat King Cole Trio" im Juni 1946 aufgenommen.
Mit "Lost Stars" hat Joses sich einen am 30. Juni 2014 erschinen und Oscar nominierten Song aus dem Film "Can a Song Save Your Life?" ausgesucht. Das erste Mal war das Lied schon im Trailer zum Film zu hören. Im Film singen es sowohl Adam Levine als Hauptdarsteller sowie Keira Knightley in der weiblichen Hauptrolle. Das Lied handelt von Menschen, die auf der Suche nach ihrem Weg sind und ist mit Metaphern gefüllt. Musikalisch ist das Lied in der Version von Levine entwickelt sich vom Vorgetrag nur auf der Akustikgitarre zu einer echten instrumentierten Powerballade. Die Version von Keira Knightleys wurde im Gegensatz dazu deutlich reduziert, allerdings debütierte Sie in dem Film als Sängerin.
Mit "Throw It Away" von Abbey Lincoln aus dem Album "A Turtle's Dream" kommt großes emotionales Liedgut zum tragen. Im Original sehr emotionsgeladen kann dies durchaus zu tränen rühren.
Da mein Cantonesisch und Mandarin-Chinesich äußerst bescheiden ist, kann ich zu den chinesischen Titeln und Inhalten leider nichts schreiben. Da bin ich erst einmal alleine mit der Musik und werde nicht durch Worte abgelenkt. Ist doch auch mal ganz schön oder?
Klanglich ist dieses Album gut gemacht. Die Arrangements der begleitenden Musiker sind durchweg auf hohem NIveau und machen Freude. Die Begleitstimmen wurden sehr interessant eingesetzt, so dass hier viel zu entdecken gibt.
Musikalisch-Gesanglich könnte Joses dieses Album so auch in einer Bar Night-Session aufgenommen haben. Eine warme Bar-Athmosphäre, bildhübsche Sängerin, eingängige Musik, ein Maritini auf Eis und langsam den Tag beenden.
Für mich ist es das erste Mal, dass ich mir Jazz Songs mit Chinesischem Text bewußt an gehört habe. In diesem Zusammenhang fällt mir etwas auf, was ich auch selber schon beim singen festgestellt habe. Es klingt irgnend wie immer etwas anders, wenn man in seiner Muttersprache singt.
Für mich wirkt die Stimme von Joses etwas authentischer bei den chinesischen Titeln, wobei diese tonal sich nicht von den englischen unterscheiden. Wenn man sich nicht auf den Text konzentiert sondern nur die Musik und die vocalen Ton-Laute hört, ist das Album durchgängig stimmig.
Zusammenfassend finde ich es ein gelungenens Album.
Die gewählte gemischte mehrsprachige Zusammenstellung ist interessant, und bedeutet sicherlich Künstlerin recht viel, aber gerade im Zusammenspiel von Sprachen die soweit außeinander liegen, halte ich das nicht zwingend für optimal.
In wieweit es den beabsichtigten Zielgruppen gefällt, vermag ich nicht zu beantworten.
Mir persönlich wäre, wenn schon gemischt, eine Variante, Seitenweise in einer Sprache oder als doppel LP lieber. Dieses Vorgehen wäre einer Meinung nach wesentlich zielführender, wenn man schon in mehreren Sprachen auf einem Album arbeiten möchte. Als Produzent hätte ich wahrscheinlich davon abgeraten auf einer Seite zu mischen. Ebenso hätte ich kein Weihnachtslied auf ein solches Album dazu gepackt.
Mir gefällt besonders wenn Joses mit mehr Stimme, ich meine dabei nicht lauter, sondern mehr Stütze am Ton singt, was Sie meiner Meinung nach bei den muttersprachlichen Titeln m.E. macht.
Grundsätzlich ist aber auf dem Album alles vorhanden. Die Stimme passt, das aussehen ist topp, gute Musikarrangements und Musiker.
Ich würde mich freuen, Joses auch mal live mit einer anderen Liedauswahl zu hören. Vielleicht gibt sich ja mal eine Gelegenheit.
Wer sich für dieses Album interessiert, einfach unter "j for Jazz" bei youtube schauen, da gibts den Titel "bygone dance song" zu hören, oder schaut mal einfach bei den gängigen Streamingdiensten vorbei. Ich hatte das Album auch bei Napster gefunden.