Interessante Fragestellung !
Natürlich sollte/muß im Studio eine Art Mittelweg gefunden werden wie man es einer möglichst breiten Schicht von Hörern recht machen kann. Oder aber es wird ein "Target-Mix & Mastering" erstellt, welches spezifische Erwartungen des Hörers erfüllen soll. Bei Hip Hop oder Metal ist das in hohem Maße der Fall, da dort eine bestimmte Erwartungshaltung beim Publikum besteht. Hier wird dann gezielt mit Kompressorpumpen , Verzerrungen usw. gearbeitet. Das geht so weit, daß teilweise schon fast monophon abgemischt wird. Etwas. das bei anderen Musikgenres ein Zeichen von absolutem Stümpertum wäre, wird hier als bewußtes Stilmittel eingesetzt. Wobei ich mir bei manchen Aufnahmen da aber wirklich nicht mehr 100%ig sicher bin.
Die Abhörsituation beim Hörer (hier primär : Auto, Küche, Smartphone) spielt eine große Rolle. Darum verwendet man oftmals LoFi-Speaker um die zu erwartende Hörumgebung zu simulieren. Hier wären vorrangig ein Paar Yamaha NS-10M und ihre Kinder und Enkel zu nennen. Ebenso die auf Martin's Bildern zu sehenden (Auratone) Audiocubes. Sogar Bruce Swedien hat diese verwendet ! Es gilt als Regel, daß das was auf diesen mäßigen Abhören gut klingt, auf der breiten Masse von "Anlagen" ordentlich klingt. Dumm nur, das Leute wie wir da nicht die Zielgruppe sind.
Selbstverständlich spielt die Klangvorstellung der Tonschaffenden und ggf. noch der Künstler selbst, eine entscheidende Rolle. Entsprechend klingt es dann. Herbert von Karajan war bekannt dafür, persönlich im Studio und auf seiner HiFi-Anlage - die ihm Akio Morita geschenkt hatte ! - den Klang seiner Aufnahmen zu prüfen und abzusegnen. Was auf seiner Sony-Anlage in Salzburg nicht des Meisters Gefallen fand, wurde nicht veröffentlicht ! DAS Paradebeispiel par excellence, wie der Geschmack eines Mannes und der Klang einer Anlage das in diesem Fall legendäre Gesamtergebnis beeinflussen.
Nicht umsonst ist ein Alan Parsons, der ein begnadeter Mixing Wizards ist, für das klangliche Ergebnis der von ihm gemachten Aufnahmen, nicht nur des APP selbst, stets von großer Bedeutung gewesen, entsteht doch die Gesamtaufnahme tatsächlich nicht im Aufnahmeraum nur durch die Musiker selbst, sondern am Mischpult. Und dies unter Zuhilfenahme diverser Geräte. Großartige Räumlichkeit beispielsweise entsteht nicht nur durch tolle Hallkammern oder Aufnahmen in Gebäuden, sondern durch großrtige Hallgeräte, da sich dort die Hallparameter gezielt einstellen lassen und sich so ein ggf. besseres Ergebnis erzielen lässt. Für viele HiFi-Freunde ist es in der Tat erschütternd, welcher Aufwand und welche Manipulationen getrieben wurden und werden, um die geliebten Aufnahmen zu produzieren. Diverse Bands erscheinen ja schon lange nicht mehr gemeinsam im Studio, so das alles nur durch Mischung entsteht. Pink Floyd wäre hier als vielleicht prominentestes Beispiel zu nennen.