Ein wirklich außergewöhnliches und schon musikhistorisch relevantes Album in einer klanglich herausragenden Japan-Version von 2015 !
1969 hatte Miles Davis mit "Bitches Brew" quasi die Grundlage für Fusion geschaffen und 1970 folgte ihm Donald Byrd nach. "Elektrisch" ist hier aber nur das Piano (Duke Pearson), Synthesizer kommen noch nicht zum Einsatz. Der Einfluß von Miles ist deutlich spürbar, ebenso wie die späten 1960er Jahre mit ihrer psychedelischen Ausrichtung, die auch die 70er hindurch noch massiv in Erscheinung treten sollte. Im Jazz, wie auch im Soul. Dies beispielsweise bei den Temptations. Der "elektrische Byrd" markiert die Zuwendung Byrd's zu musikalisch neuen Ufern und ist nicht nur eines der ersten Fusionalben, sondern kann in gewisser Weise auch als ein sehr frühes Werk der World Music aufgefasst werden, hört man hier doch nicht nur psychedelische Jazzklänge, sondern auch brazilianische Einflüsse neben Byrd's brilliant im Raum stehendem Horn und weiteren "exotischen" Sounds. Wie muß dieses Album vor 50 Jahren erst geklungen haben !
Der "brazilian touch" geht weitgehend auf Airto Moreira an den Percussions zurück, am Bass findet sich - wie könnte es schon fast anders nicht mehr sein - Ron Carter. Unter den frühen Fusionalben nimmt "Electric Byrd" eine herausragende Stellung ein, zeigte es doch wohin, nicht nur für Donald Byrd, die Reise gehen sollte. Das Album gilt Vielen als Ende des "klassischen" Byrd und leitete mit ein neues Zeitalter im Jazz ein. Eines freilich, das nicht allen Jazz-Aficionados gefiel, die doch lieber in der Vergangenheit verharren wollten und oftmals bis heute nicht erkannt haben, welche Möglichkeiten der Jazz in seiner erweiterten Ausdrucksform als DIE Musik des 20. Jahrhunderts doch besitzt !
High Class - Fusion auf höchstem Niveau.
Angemerkt sei hier noch, daß Donald Byrd der frühe Förderer vom Herbie war, dem er zahlreiche gute Ratschläge gab (musikalisch wie geschäftlich, bis hin zum Autokauf !) und den er "unter seine Fittiche" nahm. Dies im wahrsten Sinne des Wortes, als er für den damals noch sehr jungen Hancock in New York eine Unterkunft bereitstellte. Herbie nennt Byrd als seine frühe musikalische Hauptinspiration. Man kann sagen, daß es sich gelohnt hat.
Electric Byrd wurde Mitte 1970 von Jazz - Recording Mastermind Rudy van Gelder aufgenommen und klingt auf dieser japanischen SHM-CD dank Spitzenmastering wirklich hervorragend.