Wo wir gerade bei den ganz Großen sind ...
Für ganze Generationen war und ist Wes Montgomery ein Vorbild, oftmals sogar DAS Vorbild in Sachen Gitarrenspiel. Seine berühmte Daumentechnik ging in die Geschichte ein, und wie bei Coltrane auch, sind die Referenzierungen bedeutender Künstler auf Wes Montgomery Legion.
Der starke Raucher ist leider schon 1968 viel zu früh verstorben. Ich persönlich hätte ihn mir auch gut in der Fusion-Hochzeit in den 1970ern vorstellen können. Stattdessen wurde George Benson zu seinem Quasi-Nachfolger. Zumindest bis Breezin' 1976. Aber das ist eine andere Geschichte.
Obiges Album nun wurde am 27. März 1965 im Théâtre des Champs Elysées in Paris aufgenommen und stellt die wohl bedeutendste Aufnahme Montgomery's aus seiner einzigen je absolvierten Europatour dar. Da er Angst vor'm Fliegen hatte, sollte es die einzige bleiben. Einigen gilt das Konzert in Paris als beste Liveaufnahme des großen Gitarristen. Als Rhythm Section begleiten ihn Herold Mabern - piano, Arthur Harper - bass, Jimmy Lovelace - drums und als " special guest", Johnny Grffin am Sax. Die Aufnahme erfolgte durch den französischen Rundfunk ORTF, den die Älteren Herrschaften hier vielleicht noch aus der Kooperation mit dem ZDF bei den legendären ZDF-Vierteilern wie "Der Seewolf" kennen. Für mich allerdings vollkommen unverständlich, tatsächlich in MONO !!! Auch im Jahre 1965 war die Stereophonie durchaus schon gebräuchlich meine Herren in Frankreich !
So ist das legendäre Konzert leider nur monophon erhältlich, was den Gesamteindruck doch etwas trübt, da so keine Bühnendarstellung möglich ist. Schade ...
Musikalisch sofort wiedererkennbar der "Montgomery-Style", d.h. sein individuelles Gitarrenspiel, mit ruhigen Tönen ebenso wie swingendem Sound. Enthalten sind diverse bereits aus vorangegangenen Alben bekannte Tracks wie "Four On Six" oder "Round Midnight". Die Spielzeiten sind großzügig bemessen und liegen alle zwischen sechseinhalb und dreizehneinhalb Minuten pro Track.
Die Laufzeit der mir vorliegenden Veröffentlichung auf 2 CDs beträgt immerhin 102 Minuten.
Das Album ist ebenfalls als 2xHD Fusion in 24/192 - Download erhältlich, ebenso wie in abgebildeter Version für unsere Analogfreunde. Bei letzterer Version erfolgte das Mastering durch Bernie Grundman persönlich. Die Digitalversionen verwenden das französische Remastering. Klanglich gut, wenngleich freilich aufgrund der damals wohl zum Einsatz gekommenden Recording-Technik nicht so gut, wie es vielleicht hätte sein können. Da die Original Master Tapes nur monophon vorliegen wird es davon wohl auch keine Stereoversion mehr geben. Allerdings wäre ein "stereotizing" technisch möglich, dann aber nicht mehr original, sofern man bei einer Monoaufnahme von einem Original überhaupt sprechen kann.
Musikalisch wie immer Geschmackssache, historisch auf jeden Fall aber herausragend.