Montag Jazztag
(… und jeder Tag kann ein Montag sein)
Maldix präsentiert:
Finetone Music, FTM 8059 LP, Vinyl (2/2021)
Hallo Zusammen,
heute stelle ich Euch einen kürzlich erhaltenen außergewöhnlichen Leckerbissen für die Freunde des guten Jazz auf Vinyl vor.
Das Album "Sea of Love" des neuen Peter Lehel Quartetts, erschienen beim Label Finetone Music wurde im Februar 2021 in den Rossini Studios Stuttgart von Patrick Tompert, der auch für den Mix und das Mastering zeichnet, aufgenommen.
Das "The new Peter Lehel Quartet" spielte auf diesem Album in der Besetzung:
Peter Lehel (Sopran, Alt und Tenor Saxophon & Tárogató)
Ull Möck (Piano & Fender Rhodes)
Dirk Blümlein (Elektro Bass)
Christian Huber (Schlagzeug)
Leider verstarb der Schlagzeuger Christian Huber zwischenzeitlich bei einem tragischen Autounfall, so dass dieses Album für mich ein einzigartiges Artefakt dieser tollen Besetzung darstellt. Die nicht ganz einfache Nachfolge am Schlagzeug teilen sich aktuell diverse junge Schlagzeuger wie Jakob Dinnebier und Julian Losigkeit.
Das "Neu" im Namen des Quartetts sich vornehmlich auf den grundsätzlichen Klang und die lebendige Art des Zusammenspiels. der Protagonisten des Quartetts.
Der Bandleader Peter Lehel, Kopf und Motor dieses neuen Formation, dürfte vielen bereits als Saxophonist oder durch seine Tätigkeit als Dozent für Saxophon, Jazztheorie, Bigband und Ensembles an der Hochschule für Musik Karlsruhe, seinen diversen Auszeichnungen und Preisen, Projekten und Tourneen rund um den Globus bestens bekannt sein.
Bemerkenswert ist auch, dass alle Titel auf dem Vinyl aus seiner Feder stammen und er auch als Produzent und Verleger hinter diesem hervorragenden Album steht.
Die Arrangements wirken für mich auch nach mehrmaligem intensiven hören, immer noch wie aus einem Guss und nichts nervt oder wird langweilig.
Das Album „Sea of Love“ hebt sich meiner Meinung nach musikalisch und auch klanglich deutlich aus der Menge mir bekannten neuen Alben hervor.
Handwerklich und klanglich ist das 140g Vinyl ausgezeichnet und kommt ganz nahe an meine Referenzalben heran. Dafür halte ich schon alleine beide Daumen ganz nach oben.
Musikalisch gefällt mir besonders der Wechsel des relaxten Spiels, welches oft in einer geschickten Verbindung der freien Improvisation der vorhandenen Instrumente mündet.
„Sea of Love“ einer einzigen bekannten Jazzstilrichtung zuzuordnen fällt mir allerdings schwer. Dazu finde ich doch zu viele Elemente aus diversen Jazzstilen vom Hard Bop bis hin zu Funk in den Titeln wieder.
Meines Erachtens ist allen Tracks auf dem Album ein durchgängiger Sound basierend auf einem trockenem groovigem E-Bass und einem perkussiveem Schlagzeug, welches plastisch fast greifbar aufgenommen wurde, gemein. Die meist rhythmischen funky Piano Passagen, die oft Elemente von Soul und Gospel enthalten klingen brilliant und abwechslungsreich manchmal nach Blues oder nach Hardbop.
Sehr interessant ist neben einem schönen Bass Solo auch der Einsatz des Fender Rhodes an Stelle eines Pianos im „Song for no Reason“. Während des Hörens kam mir zuweilen der Gedanke, dass vielleicht irgendwann auch mal der Klangs einer Hammond B3 den Weg in eine Komposition findet, als Freund dieses Instrumentes würde es mich freuen.
Interessante Perkussive Effekte und kristalliner Klang, der auf den ruhigen E- Bass trifft, kennzeichnen den Beginn von „When Future Smiles“, bevor dann das Saxophone, ohne aufdringlich zu werden, die weitere Führung durch eine kontinuierliche vorwärts treibende Wellenbewegung übernimmt.
„Trane’s Hussar Mood“ ist eine eindringliche Hommage an John Coltrane in seiner mittleren Phase und bedarf keiner weiteren Worte, einfach klasse.
Peter Lehel, der über ungarischen Wurzeln verfügt, stellt in „One For Kodály“ durch die Verwendung des ungarischen Tárogató, einem Rohrblattinstrument, das im Klang zwischen Klarinette und Saxofon liegt, einen Bezug zu guten Balkan Jazz Traditionen her.
Angesichts dieses schönen Titels, passt wie ich finde, ein echter Pálinka im großen Glas, ganz wie ein guter Cognac, langsam, in kleinen Schlucken genießend, mehr als passend, zum entspannten Hören dieser schönen Musik.
Bei allem Lob, finde ich allerdings auch ein kleines, aber zu verschmerzendes Manko an diesem Album. Es ist der Umstand, dass dem Vinyl Album leider produktionsbedingt drei der 10 Musikstücke der CD fehlen. Es ist wie im Leben, man kann halt nicht alles haben.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Hören.
Euer Maldix
PS:
Noch eine kleine Anmerkung, für die unter Euch, deren Interesse ich an diesem Vinyl-Album geweckt haben sollte.
Falls ihr Euch dieses zulegen möchtet, so wäre es ratsam dieses als bald zu erwerben. Wie mir berichtet wurde, beträgt die Auflage gerade einmal 200 Stück.
Das Album könnt ihr gern auch persönlich signiert direkt bei Peter Lehel (peterlehel@gmx.net, CD / LP mit Signatur - CD 15,00 / LP 28,00 incl. Versand) bestellen.
Eine digitale Version ist auch als Stream verfügbar. Ob es eine High Res Version geben wird, ist mir allerdings aktuell nicht bekannt.